Was macht Kay Johannsen...
... in Corona-Zeiten?
Mein Tag beginnt wie sonst auch – mit Orgelüben. Mit dem Rad fahre ich in die Stiftskirche und vergesse dort beim Vorbereiten neuer Stücke und beim Auswendiglernen von Bachwerken für eine Weile die Einschränkungen durch die Pandemie. Nachmittags sitze ich zu Hause am Schreibtisch, und obwohl zurzeit keine Proben vorzubereiten sind, gibt es immer etwas zu planen und zu organisieren – vieles im Austausch mit Gabi Zerweck oder anderen Mitarbeiter*innen im Team der Stiftsmusik, aber auch mit der kirchlichen Verwaltung oder mit Kolleg*innen und Gemeinden, für die ich als Dekanatskantor Fachberater für Kirchenmusik bin. Auch wenn wir in der Stiftskirche nichts für die Öffentlichkeit anbieten können, so treffen wir uns doch in einem kleinen Team dreimal in der Woche in der Stiftskirche, um eine Videoandacht aufzuzeichnen. Viele tausend Klicks zeigen, dass dieses kleine Angebot auf große Resonanz stößt. Positive Nebeneffekte hat der ausgedünnte Terminplan auch: Ich kann mich mehr um die noch nicht bearbeiteten Aufnahmen von Bach:vokal-Konzerten kümmern, von denen jetzt viele auf YouTube erscheinen, und ich kann mehr komponieren – zurzeit das Orgelstück »Colours in Motion"« das eigentlich Mitte April in Japan hätte uraufgeführt werden sollen, wo aber wie bei uns keine Konzerte stattfinden können. Meine internationalen Kontakte pflege ich weiter – sehr rührend hat sich z.B. meine Agentin in Beijing nach mir erkundigt und angeboten, ein Paket Atemmasken zu schicken! Auch mit der Accademia del Santo Spirito in Turin tausche ich mich häufig aus. Dort hätte ich in diesen Tagen die Johannespassion dirigieren sollen, aber die Italiener dürfen ja zurzeit kaum einen Fuß vor die Tür setzen. Gut, dass wir das können – wie Stiftspfarrer Matthias Vosseler laufe ich fast jeden Tag kleinere und größere Runden, egal bei welchem Wetter. Nur nicht ganz so schnell wie er!