Bach : vokalJohann Sebastian Bach | Die Vokalmusik | Stiftskirche Stuttgart | 2011-2021

Dörthe Zillessen

Organisationsleitung Deutsches Chorfest

Sehr geehrte Frau Zillessen, seit wann arbeiten Sie für das Deutsche Chorfest und was sind Ihre Aufgaben?

Für den Deutschen Chorverband e.V. (DCV), dem Veranstalter des Deutschen Chorfests, arbeite ich seit 2008 – und tatsächlich war mein »Einstieg« damals auch schon das Deutsche Chorfest in Bremen, zu dem mich der künstlerische Leiter Moritz Puschke damals holte. Das Deutsche Chorfest findet alle 4 Jahre statt – nach Bremen und Frankfurt ist Stuttgart nun also mein drittes! Tatsächlich ist das Chorfest aber jedes Mal in vielerlei Hinsicht ein kompletter Neuanfang. Man muss ja jede Stadt mit ihren Chören und Ensembles, mit ihren Spielstätten, ihrer Kulturszene, Ansprechpartnern in den Verwaltungen, ihren Vor-Ort-Dienstleistern und so weiter komplett neu kennen und verstehen lernen – dies ist zu Beginn der Planungen dann auch ein wichtiger Teil meiner Aufgaben als Projektleiterin und Koordinatorin des Deutschen Chorfests: Kontakte knüpfen, Informationen sammeln und diese zusammen mit der künstlerischen Leitung mit den künstlerisch-programmatischen Ideen »zusammenbringen«. D.h. zu Beginn der Chorfest-Planungen »läuft« vieles erst einmal über meinen Tisch und ich kommuniziere in die jeweiligen Abteilungen, die dann mehr und mehr übernehmen: da ist das Chorfest-Teilnehmer-Management mit der Wettbewerbs-Organisation, das Marketing, die Redaktion für die Programmbücher, die umfangreiche Pressearbeit, die Personal- und Helfer-Disposition, die technische Leitung und die Finanzabteilung. Mit den jeweiligen Abteilungen entwickle ich Konzepte für das PR, den Online-Auftritt, Programmierung der Veranstaltungs- und Chor-Datenbanken, Buchhaltungs- und Abrechnungs-Abläufe, Controlling, Teilnehmer-Management, Helfer- und Ordnungsdienste oder Sicherheit. Außerdem bin ich ganz konkret zuständig für die Kommunikation mit Künstlern und Spielstätten bis zum Vertragsabschluss, und ich disponieren sämtliche Veranstaltungen (es sind über 700!) samt Proben- und Garderoben-Zeiten in riesigen »Stundenplänen« in Excel!

Was werden die besonderen Herausforderungen für Siewährend des Chorfests in Stuttgart sein?

Wenn das Chorfest am Donnerstag, den 26.5., dann auf der großen Open-Air-Bühne auf dem Schlossplatz von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und dem DCV-Präsidenten Henning Scherf zusammen mit Füenf, dem Bundesjugendjazzorchester und seinem Vokalensemble und einem gemeinsamen Opensinging eröffnet wird, ist meine Arbeit ja eigentlich getan. Aber natürlich werde ich nicht untätig herumsitzen. Ich werde möglichst viele Chorleiterinnen und Chorleiter begrüßen – so viele kenne ich, bzw. kennen mich nur telefonisch oder per E-Mail. Es ist immer schön, sich dann auch mal direkt gegenüber zu stehen. Natürlich werde ich, wo es nötig ist, meine KollegInnen an ihren Info- und Teilnehmer-Ständen unterstützen. Und meine Aufgabe ist es natürlich auch, bei Fragen oder Problemen zu helfen und Lösungen zu finden. Die größte Herausforderung wird vielleicht sein, trotz aller Aufregung auch hier und da die Muße und Ruhe zu finden, auch mal ein Konzert (oder ein halbes) zu hören, und dann eben auch endlich von der vielen, vielen Musik etwas mitzubekommen – dafür arbeiten wir doch letzten Endes alle!

Worauf freuen Sie sich am meisten während der 4 Tage?

Ach, das ist schwer zu sagen: Als Organisatorin freue ich mich darauf, wenn es endlich angefangen hat, das Chorfest. Und als solche freut sich ein Teil von mir auch, wenn es wieder vorbei ist – es ist schon wirklich sehr viel Arbeit und Anstrengung mit den Vorbereitungen verbunden. Musikalisch freue ich mich unheimlich auf die Eröffnungskonzerte: erst um 19 Uhr in der Stiftskirche mit Pfingst-Kantate, Motette und Messe von J.S. Bach mit dem solistenensemble stimmkunst und Kay Johannsen - ich hoffe, für mindestens ein halbes Stündchen zuhören zu können! Dann freu ich mich sehr auf das Konzert am Donnerstag um 20 Uhr auf der Schlossbühne mit den Swingles und dem BuJazzO. Am Freitag will ich unbedingt im Hegelsaal Bruckner-Messe mit  Frieder Bernius‹ Kammerchor Stuttgart und Bläsern hören. Und dann freue ich mich auf den unerwarteten Moment, den es bei jedem Chorfest gibt: Man kommt in eine Spielstätte zu einem der Tages- oder Wettbewerbskonzerte, weiß vielleicht noch gar nicht, was einen erwartet, und wird dann berührt vom Gesang, von der Musik, von der Atmosphäre …

 

Welchen Eindruck haben Sie von Stuttgart?

Ich habe Stuttgart erst durch die Vorbereitungen auf das Chorfest kennen gelernt und bin vor allem von den Menschen, mit denen wir zu tun haben, begeistert: so viel Freundlichkeit, Zugewandtheit gepaart mit Professionalität und unglaublich vielen guten Ideen und Hilfe, die wir erleben, ist richtig toll. Ich finde den Schlossplatz als Ort mitten in der Stadt ganz wunderbar und - jetzt kommt ein Klischee: ich liebe Maultaschen.

Was ist Ihr Bezug zu Chormusik, zum Singen?

Ich bin mit Singen aufgewachsen: Jeder Morgen begann vor dem Frühstück in meinem Elternhaus, einem Pfarrhaus, mit einem 4-stimmigen Choral aus »dem Gölz«, Abends das gemeinsam Gute-Nacht-Lied. In unserem Kirchenchor habe ich allerdings nicht gesungen, dafür aber später während meiner Ausbildung zur Schreinerin und dem Musikwissenschafts-Studium und Volkswirtschaftslehre. Seit Jahren ist nun aber mein Bezug zum Singen und zur Chormusik ein beruflich-organisatorischer oder ein zuhörender. Ich singe tatsächlich nur (noch) gelegentlich.

Was werden Sie nach dem Chorfest machen?

Nach dem Chorfest muss das Projekt abgewickelt werden: das reicht von Rechnungen anweisen, Rechnungen schreiben, Verwendungsnachweise und -Berichte erstellen, Controlling bis hin zu Pressespiegel erstellen, Feedbacks sammeln, Archive einrichten und Schreibtisch aufräumen. Und dann werde ich lange Urlaub machen.

Das Gespräch führte Gabriele Zerweck.

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