Bach : vokalJohann Sebastian Bach | Die Vokalmusik | Stiftskirche Stuttgart | 2011-2021

Jens Hamann

Bariton

1 Lieben Sie … Liebst Du Bach?
Für die Verbindung aus kompositorischer Genialität, überbordender musikalischer Phantasie, unerreichter Sensibilität für die Textausdeutung mit musikalischen Mitteln und die predigende Vermittlung eines unerschütterlichen christlichen Glaubens liebe ich Johann Sebastian Bach!

2 Dein(e) Lieblingswerk(e) von Bach?
Die h-Moll-Messe (BWV 232) ist das »Opus summum et ultimum« Bachs: ein klingendes Glaubensbekenntnis und der Gipfel barocker Kompositionskunst. Außerdem beeindrucken mich die Motetten (BWV 225-230), die Lutherischen Messen (BWV 233-236), der Ausdrucksgehalt vieler Rezitative und die sinnliche Schönheit vieler Sopran-Bass-Duette.

3 Wenn Du Bach begegnen könntest: Was würdest Du ihn fragen?
Zunächst, ob wir mit unserer Interpretation seiner kompositorischen Absicht entsprechen. Dann Tempo- und Besetzungsfragen: Wie groß besetzt wünschte er sich optimaler Weise den Chor? War die Stelle als Thomaskantor sein berufliches Traumziel? Für welche Werke und Stile nach 1750 könnte er sich begeistern?

4 Und was würdest Du ihm vorsingen?
Die Solo-Kantate »Ich habe genug« (BWV 82), die Arie »Es ist vollbracht« aus BWV 159, außerdem Oratorienarien von Haydn und Mendelssohn.

5 Ist Bach eigentlich gut zur Stimme?
Bach hat an die Interpreten denselben Anspruch wie an sich selbst: Soli Deo Gloria! Alles hat dem Lob Gottes aus vollem Herzen zu dienen! Keine Selbstdarstellung, keine Allüren. Wessen Stimme diesem unglaublich hohen Schwierigkeitsgrad einer instrumental geführten musikalischen Linie gewachsen ist, der ist herzlich eingeladen, sich einzubringen...

6 Worin liegt die größte Herausforderung, Bach (gut) zu musizieren?
Sensibel den Affekt und den kompositorischen Willen zu erspüren. Rhetorik über die vereinheitlichende Gesangstechnik zu stellen. Trotz höchster technischer Ansprüche mit offenen Ohren und der Gewissheit über den nicht minder hohen Schwierigkeitsgrad der Aufgaben der anderen Musiker zu musizieren. Als Interpret mit der Musik zu verschmelzen, um authentisch eine musikalische Predigt halten zu können.

7 In drei Worten: Wie dirigiert Kay Johannsen Bach?
Fließend, ernsthaft, sensibel.

8 Was singst Du, wenn Du von Bach¦vokal-Proben heimkommst?
Nichts mehr – ich pfeife auf dem letzten Loch... Ohne Ohrwürmer geht es allerdings nie ins Bett!

9 Nach 7 Jahren Bach¦vokal: Hörst Du Bach mit anderen Ohren?
Meine Bewunderung für den nie versiegenden Ideenreichtum über das perfekte musikalische Handwerk hinaus nimmt mit jedem neu kennengelernten Werk zu! Bach hat niemals »Gebrauchsmusik« komponiert, sondern immer sein Bestes gegeben und seine Botschaft in wunderbaren Variationen seiner Kunst unsterblich gemacht.

10 Debussy nannte Bach den »lieben Gott der Musik«. Hast Du andere Musikgötter neben ihm?
Es kann keine anderen Götter neben Johann Sebastian Bach geben! Dennoch erfreue ich mich an Kompositionen von der Renaissance bis ins Zeitgenössische, wenn wie bei Scarlatti, Schumann, Mendelssohn, Reger u.v.a. die Musik das Wort auf eine höhere Ausdrucksstufe erhebt.

 

Mehr über Jens Hamann erfahren Sie auf seiner persönlichen Webseite.

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